GAMES: Return to Monkey Island

  • Beitrags-Autor:

Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe! Die Abenteuer des angehenden und reichlich unbeholfenen Piraten Guybrush Threepwoods sind seit mehr als dreißig Jahren eine feste Größe in der Welt der elektronischen Spiele. Die vom damaligen Entwickler LucasArts entwickelte SCUMM-Engine brachte fast ausschließlich waschechte Meilensteine aus der Welt der Grafikadventures hervor, einem Genre dass in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Umtriebe des deutschen Entwicklerteams „Daedalic“ (Deponia, Edna bricht aus) eine Renaissance erlebt. Nach diversen Serienablegern die ohne Mitwirkung des kultisch verehrten Serienschöpfers Ron Gilbert überwiegend geteiltes Echo in der Fangemeinschaft verursachten, ist nun also der unverwechselbare Humor des Mannes zurück, der dieser Serie überhaupt erst zu ihrem noch immer anhaltenden Kultstatus verhalf.

Deshalb knüpft „Return to Monkey Island“ auch unmittelbar an das kryptische, nie aufgelöste Ende des zweiten Teils (Monkey Island 2: LeChuck’s Rache) an. In einem digitalen Scrapbook kann man sich von Guybrushs englischer Originalstimme noch einmal die Ereignisse der anderen Serienteile zusammenfassen lassen, selbstredend nicht ohne zahlreiche Seitenhiebe und Insidergags, die das gesamte nostalgische Ereignis wie ein roter Faden durchziehen. Deutsche Sprachausgabe existiert leider nicht, dafür jedoch deutsche Untertitel. Die gehen zwar völlig in Ordnung, lassen aber auch klar den Charme des einstigen LucasArts-Stammübersetzers Boris Schneider vermissen. Wer der englischen Sprache mächtig genug ist, wird sich aber ohnehin auf die akustische Darbietung konzentrieren.

Im optischen Stil des angesprochenen Scrapbooks ist übrigens die gesamte Spielgrafik gehalten. Alle Figuren sehen aus, wie aus Bastelpappe zusammengeflickt, etwas grob manchmal aber immer stimmig. Die Handschrift von Designer Rex Crowle (Tearaway, Knights and Bikes) ist unverkennbar und nicht jedermanns Sache. Uns hat der wagemutige, eigenwillige Look aber super gefallen, weil er die Einzigartigkeit von Stimmung und Humor der Serie wunderbar unterstreicht. Und genau dieser eine subjektive Punkt ist auch wirklich das Einzige, dass man an „Return to Monkey Island“ fair und zutreffend kritisieren kann.

Unsere Testversion auf der Nintendo Switch lief durchgehend butterweich, ohne Ruckler ohne groß wahrnehmbare Ladezeiten und glänzte durch ein perfekt auf Gamecontroller zugeschnittenes, genial einfaches Interface, dass uns Guybrushs neuestes Abenteuer auch zurückgelehnt auf der Couch genießen lässt, statt in gebückter Arbeitspose am PC-Tisch. Die Reihe hat rein gar nichts von ihrem Flair verloren, bietet viele witzige Dialogoptionen und Rätsel, lässt Genre-Neulinge aber nie am ausgestreckten Arm verhungern, sondern streut dezente Hilfen wie „ToDo-Listen“ oder abfragbare Hinweise ein. So kommt auch bei all jenen keinen Frust auf, die vor allem an der witzigen Story und nicht an steinharten Kopfnüssen interessiert sind.

Ein würdiger Nachfolger, bei dem niemand so recht daran geglaubt hat, dass er dem gigantischen Erbe seiner legendären Vorfahren gerecht werden kann. Tut er aber.


RETURN TO MONKEY ISLAND. Entwickler: Terrible Toybox, Publisher: Devolver Digital, 22,99€ 1 Spieler. Erhältlich für PC (via SteamI) und Switch. Getestet auf der NINTENDO SWITCH