Hinter dem für alle gängigen Platform erschienenen Strategiespiel „Dark Crystal – Age of Resistance Tactics“ verbirgt sich eine Lizenz, die Connaisseuren der Trickfilmtechnik natürlich bereits seit Jahrzehnten ein Begriff ist. Bereits 1982 erschuf Muppet-Vater Jim Henson gemeinsam mit dem britischen Künstler Brian Froud das düstere Fantasy-Universum rund um die dämonischen, Geier-artigen Skekse, die alle friedfertigen Wesen der Welt Thra ausbeuten und unterjochen. Die bis heute beeindruckende Präsentation war damals nicht unbedingt mit einer besonders komplexen oder interessanten Handlung unterfüttert. Die stand einfach nicht im Fokus und eine simple, lineare Fantasy-Quest reichte völlig aus, um sie mit beeindruckenden Puppen und Kulissen zum Leben zu erwecken. Genauer wollte es das Team gemeinsam mit vielen neuen Händen dann 2019 wissen, als mit „Dark Crystal – Age of Resistance“ ein Seriensequel für Streaming-Anbieter Netlix entstand, dass mit weitreichenden Intrigen, toller Charakterentwicklung und dramatischen Wendungen nun seiner tollen Verpackung gerecht werden konnte.
Eine großartige Vorlage für ein Videospiel. Auch die Entscheidung, ein rundebasiertes Strategiespiel daraus zu machen, sorgt für schnell klopfende Fan-Herzen. Eigene Gelflinge, Podlinge und Fizzgigs in virtuelle Schlachten zu führen, aufzuleveln und mit neuen Waffen und Rüstungen auszustatten sollte doch für viele unterhaltsame Abende sorgen, oder?
Das große Problem von „Dark Crystal – Age of Resistance Tactics“ ist, das es in wirklich keinem Bereich mehr leistet als notwendig ist. Die zweckmäßige, etwas schmucklose 3D-Grafik geht in Ordnung, transportiert aber überhaupt nicht die tolle emotionale Ausdrucksstärke der Puppen-Vorlagen. Auch in mit kleinen Porträt-Bildern geschmückten Text-Dialogen bleiben die Gesichter der Figuren selbst in größter Verzweiflung oder Freude ausdrucksleer und starr wie bei Actionfiguren. Auch wenn wir in nicht besonders abwechslungsreichen Strategie-Kämpfen die Geschichte der Serie aktiv nachspielen, fühlen sich die Textpassagen immer wie freudlose Zusammenfassungen an, die nicht immer jedem Sinnzusammenhänge vermitteln können, der zuvor nicht auch die Serie geschaut hat. Ganz nett sind dagegen minimal animierte Comic-Illustrationen, die in seltenen Zwischensequenzen wichtige Schlüsselsequenzen unterstreichen.
Spielerisch orientiert sich das Lizenzprodukt eng an der klassischen Rundenstrategie-Formel, die etwas bei „Final Fantasy Tactis“, der „Disgaea“-Reihe oder „Mario + Rabbids Kingdom Battle“ Anwendung findet. All diese Titel zeigen auch deutlich, wieviel intensiver solche Spiele Geschichten erzählen können und wieviel lebendiger sich die Fguren darin verhalten können. Und nein, das liegt nicht am gewaltigen Budget. Auch kleine Indie-Studios wie Stoic zeigen mit „Banner Saga“, was mit genug Liebe und Sorgfalt möglich ist.
Soundeffekte, Musik, Klassensystem – Einfach alles an „Dark Crystal – Age of Resistance Tactics“ ist absolutes Mittelmaß. Das Spiel ist völlig okay und wird Gelegenheitszocker und Freunde der Vorlage sicher eine Weile unterhalten. Trotz aller Kritikpunkte kann sich auch der Autor dieser Rezension nicht davon freisprechen, aufgrund seiner Liebe zur Vorlage mehr Zeit mit dem Spiel zu verbringen, als Angesichts hochwertiger Alternativen vielleicht clever ist. In diesen Alternativen gibt es nämlich keine Skekse und Gelflinge.
GAMES: Dark Crystal – Age of Resistance Tactics, Entwickler: BonusXP, Publisher: En Masse Entertainment, 17,99 Euro, Verfügbar für: Nintendo Switch, Playstation 4, Xbox One, PC, Getestet auf der NINTENDO SWITCH