Es klang doch eigentlich alles so verheißungsvoll. Eine neue, düstere, ja gar im Horror-Genre beheimatete Herangehensweise an Marvels Mutanten sollte der „New Mutants“-Film werden. Nun gammelt er trotz junger Stars aus Top-Serien wie „Game of Thrones“ und „Stranger Things“ im Disney-Giftschrank vor sich hin, bis das Mäuse-Imperium eine Idee hat, ob und was sie mit dem herumgeschubsten Stiefkind der Marvel-Filmwelt noch anfangen möchte. Ideenstiftend für das Film-Phantom soll der „Demon Bear“ (auf deutsch „Höllenbiest“) sein, eine der frühen und wichtigsten Storylines aus der allerersten „New Mutants“-Heftreihe, die Anfang der Achtziger in den vereinigten Staaten erschien.
Die Story um eine dämonische Bestie, die eine junge Mutantin namens Danielle Moonstar des nachts heimsucht ist tatsächlich ziemlich gut gealtert, was vor allem dem zeitlosen Talent so legendärer Comic-Kreativer wie Chris Claremont und Bill Sienkiewicz geschuldet ist. Dessen skizziert-grober aber doch feiner und eleganter Stil lies zuvor schon Frank Millers „Elektra: Assassin“ so unwiderstehlich aussehen. Von ein paar selbst für pubertierende Jugendliche recht hölzernen Dialogen einmal abgesehen kann die Story auch heute noch durchaus begeistern. Die düstere Atmosphäre und die wirklich toll herausgearbeiteten freundschaftlichen Verwicklungen der Mutanten-Teenies machen Spaß und wirken sehr authentisch.
Unglück im Glück ist dabei nur, dass sowohl die Story um den Dämonen-Bären, als auch der angeschlossene Ausblick auf den nächsten Handlungsbogen und die spannende Figur „Warlock“ (nicht Adam) richtig Lust darauf machen, den Staub von diesen Klassikern zu wischen und gleich noch mehr davon zu lesen. Und das ist ohne den Film und daher schätzungsweise eher mittelprächtiges Interesse ziemlich unwahrscheinlich und genau so schade. Durch den Kauf der Story die recht kleine Chance weiter zu befeuern lohnt sich aber in jedem Fall, selbst wenn es nur für Sienkiewiczs psychedelische Bildkompositionen ist. Gutes Zeug.
NEW MUTANTS: Höllenbiest, Autor: Chris Claremont, Künstler: Bill Sienkiewicz, 116 Seiten, Softcover, 13,99 Euro, Erschienen bei PANINI